Allein gegen vier: Hans Günther Vieth löst das Parkplatzproblem und zieht in die Berge

erschienen am 28.08.2024

Der letzte Trainingstag: Hans zeigt noch einmal, wie es geht


Liebe Mitglieder,

es gibt Menschen, die verlassen ihre Heimatstadt und hinterlassen nichts als leere Bierflaschen und ein paar traurige, verstaubte Erinnerungen. Und es gibt Hans Günther Vieth. Ja, der Hans Günther Vieth, der der Legende nach seit etwa 1904 (oder waren es über 16 Jahre?) für den TTC Benrath den Tischtennisschläger schwang. Ich sage "schwang", weil "dominierte" oder "beherrschte" nicht annähernd beschreiben, was dieser Mann an der Platte ablieferte. Einmal spielte er sogar mit einem Besen statt mit einem Schläger - und gewann! Aber das ist eine Geschichte für ein anderes Mal.

Doch Hans war nicht nur ein Meister an der Platte. Nein, dieser Mann hat sich bis zum letzten Training als Zeugwart richtig ins Zeug gelegt – und damit meine ich nicht nur das Pingpong-Zeug, sondern ALLES. Er war derjenige, der immer dafür sorgte, dass die Netze perfekt gespannt, die Bälle in einwandfreiem Zustand und die Platten immer repariert waren. Kurzum: Hans war das Rückgrat unseres Vereins und dafür sind wir ihm unendlich dankbar.

Doch jetzt muss ich euch eine Geschichte erzählen, die ich einfach nicht unerwähnt lassen kann. Sie ist legendär, mythenumrankt und sie zeigt, was für ein Typ Hans wirklich ist.

Eine legendäre Geschichte



Es war einmal – so beginnt jede gute Geschichte, aber das hier ist die Wahrheit – an einem lauen Sommerabend, als unser Team ein Auswärtsspiel hatte. Alles lief wie gewohnt, bis auf das eine kleine Problem, das jedes Düsseldorfer Tischtennisherz zum Zittern bringt: Parkplätze. Unsere restlichen Teammitglieder, die mit dem Auto angereist waren, hatten das Pech, in einer Gegend anzukommen, in der freie Parkplätze seltener sind als heile Tischtennisbälle nach einem Match gegen Hans. Nach endlos erscheinenden Kreisen um den Block, entnervtem Hupen und wachsender Wut im Bauch entschieden sie, dass der Tischtennisgott sie wohl verlassen habe - und fuhren kurzerhand nach Hause.

Aber nicht Hans. Oh nein. Unser Hans dachte sich: "Wenn ich schon mal hier bin, dann trete ich auch allein gegen den DJK Sparta Bilk an. Und so trat er ganz allein gegen ein Team von vier gegnerischen Spielern an. Kein Ersatzspieler, kein Doppelpartner, niemand, der den nächsten Ball holen könnte, nur er und sein Schläger - und eine unerschütterliche Entschlossenheit.

Man stelle sich vor: ein Mann gegen vier. Die Gegner waren erst verwirrt, dann amüsiert und schließlich - als Hans Punkt um Punkt machte - leicht panisch. Er spielte nicht nur, er beherrschte das Spiel. Der Legende nach soll er an diesem Abend mehr geschwitzt haben als je zuvor, aber das hielt ihn nicht davon ab, wie ein Löwe zu kämpfen, äh, ein Löwe mit einem Tischtennisschläger.

Leider reicht manchmal auch die stärkste Ein-Mann-Armee nicht aus, um eine Übermacht zu besiegen. Aber das Ergebnis spielt keine Rolle - was zählt, ist der Mut, die Hartnäckigkeit und der pure Wille, den Hans an den Tag gelegt hat. Dieses Spiel wird in die Annalen des TTC Benrath eingehen und wir werden noch unseren Enkeln erzählen: "Da war dieser Abend, als Hans Günther Vieth allein gegen vier antrat - und sie das Spiel ihres Lebens spielen ließ".

Ein Abschied in die Berge



Gestern haben wir unseren lieben Hans bei seinem letzten Training verabschiedet, bevor er am Freitag Düsseldorf verlässt. Ja, er tauscht die rheinische Luft gegen die frische Bergluft von Garmisch-Partenkirchen. Keine Sorge, ich habe es auch nicht geglaubt, bis ich ihn vor 2 Wochen zu Hause mit Sack und Pack gesehen habe, mit einem Gesichtsausdruck, der irgendwo zwischen "Was zum Teufel mache ich hier" und "Ich bin bereit für das größte Abenteuer meines Lebens" schwankte.

Der Mann, der jahrelang dafür bekannt war, jeden Ball - und jeden Düsseldorfer Abend - mit Präzision und einem Augenzwinkern zu meistern, zieht es also in die Berge. Vielleicht hat er sich gedacht, dass es endlich an der Zeit ist, auch im Schneegestöber einen Ball zu schlagen. Oder er hat sich einfach in eine Kuh ähh Berge verliebt. (Hey, ich verurteile hier niemanden).

Bei seinem gestrigen letzten Training haben wir ihm natürlich ein paar Erinnerungen an Düsseldorf mitgegeben. Nichts Großes, nur ein Korb mit ein paar Düsseldorfer Kleinigkeiten, damit er den Geschmack des Rheinlandes nicht vergisst. Natürlich hatten wir noch vor, ihm eine kleine Tischtennisplatte für seine neue Wohnung zu schenken, aber ehrlich gesagt war das logistisch kompliziert und irgendwie passte das auch nicht in einen Umzugswagen, der schon bis zum Rand mit Bergen von Taschen, Kisten und einer wirklich unglücklich aussehenden Zimmerpflanze gefüllt war.

Er hat uns versprochen, dass er Düsseldorf nicht vergessen wird. Dass er irgendwann wiederkommt - vielleicht, wenn die Berge flacher geworden sind oder die Tischtennisplatte in Garmisch aus Versehen verschwunden ist (man weiß ja nie). Aber wir wissen, dass er dort in einem neuen Verein die Herzen der Menschen genauso erobern wird wie hier. Vielleicht bringt er den Bayern das Altbier bei. Oder den Düsseldorfern die Liebe zur Lederhose. Die Zukunft ist offen, meine Freunde.

Hans, wir werden dich vermissen. Und wenn dir die Berge mal zu still sind oder die Kühe nicht genug Applaus geben, dann denk daran, dass in Düsseldorf beim TTC Benrath immer ein Schläger für dich bereit liegt.

Gute Reise, alter Freund. Und vergiss nicht: Auch die Berge haben Tischtennisplatten. Vielleicht.

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